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Dienstag, 2. Oktober 2007

Überdrehter Teaser

Noch ein kleiner Nachtrag, es geht um den Text "Hurra, hurra, die Weltmeister sind da" auf stern.de, in dem die Jubelfeier für die Fußball-Weltmeisterinnen beschrieben wird. Fällt mir nur auf, weil es ein klassischer überdrehter Teaser ist, ein Vorspann, der mehr Interesse weckt als der Text inhaltlich hält.

Versprochen wird mir:

"Die deutsche Frauen-Fußballnationalmannschaft kann besser schießen und köpfen als tanzen und singen. 20.000 Menschen bereiten dem alten und neuen Weltmeister auf dem Frankfurter Römer trotzdem einen begeisternden Empfang. Der Festakt im Kaisersaal bietet allerdings auch einige wenige weltmeisterliche Erscheinungen."

Puh, was erwarte ich für Abscheulichkeiten jetzt, was für Orgien, verkorkste Metaphern, peinliche, alkoholgeschwängerte Reden, kniggefeindliches Betragen. Was ich dann lese, ist das betuliche Protokoll eines durchschnittlichen Events mit laut Bericht offenbar mediokren Akteuren. Da hat die Redaktion in mustergültigem, und von uns im neben stehenden FES-Gutachten beschriebenen Sinne überdreht in ihrer Ankündigung. Hat gewirkt. Ich habe geklickt.

Dienstag, 31. Juli 2007

Beklagenswerte Fundsachen

Die heutige Homepage von web.de, immerhin eines der wichtigsten Portale Deutschlands, ist an Irrelevanz kaum zu überbieten. Sex sells, ich muss es immer wiederholen. Ganz vorne bei der Unterminierung klassischer Nachrichten-Tugenden, gewissermaßen Antipoden der Ausrichtung nach Relevanz, sind die verlegerisch ungebundenen Portale wie web.de und T-Online und Yahoo ja immer. Aber heute wird es besonders deutlich. Topgeschichten bzw. Aufmacher in den Screens in der oberen Bildschirmhälfte bei web.de sind heute: Immer mehr Deutsche gehen fremd, Immer mehr Veganer lehnen Sex mit Fleischessern ab. Wer mir jetzt Prüderie oder Lamento vorwirft und sagt, das seien doch lustige Meldungen, möge einen Blick auf die anderen Top-Storys werfen: Binsen wie "Entspannung hilft bei Stress", zweifelhafte Storys wie "Daniel Tammett kann sich 22.000 Ziffern merken" und die vollkommen unnötige singende Paris Hilton. Das ist also die Quintessenz eines Nachrichtentages. Diese beklagenswerte, quotenträchtige Nachrichtenauswahl können auch die als Feigenblatt erwähnten Brände auf den Kanaren nicht antagonisieren.

Freitag, 20. Juli 2007

Toter Harry Potter und blasse Nazis

1.) web.de fällt heute durch einen ganz besonders üblen Etikettenschwindel auf. Ich würde den gar nicht erwähnen, wenn er nicht ganz typisch wäre für die Klickschinderei, die uns so ärgert und die mein Kollege und ich in einem Gutachten für die Ebert-Stiftung identifiziert haben. Es werden angebliche Neuigkeiten versprochen und geheime Enthüllungen zur Frage, welches Ende Harry Potter im letzten Buch findet (Teaser: "Achtung! Nicht weiterlesen! Stirbt Harry Potter? Was wird aus seinen Freunden? Eine im Internet aufgetauchte angebliche Kopie des letzten Harry-Potter- Bandes nimmt den Ausgang vorweg") Und als Ergebnis - nichts, nur dünne Suppe, hohles Geplapper, Agenturen. Allerdings hat man vorher mindestens vier Klicks - inklusive handwerklich gut gemachtem - Teaser auf der Homepage generiert.

2.) Nazis ziehen immer. Das Reizwort Hitler bringt Klicks und in der Tat ist die Story auf Spiegel Online über die Marketing-Broschüren und Urlaubsprospekte, mit denen die Nazis versuchten, das Image Deutschlands in der Welt aufzupolieren, hochinteressant und gut. Bedauerlicher aber ist die anhängende Bildergalerie. Schlecht und laienhaft eingescannt mit Katalogrändern - als hätte ich es gemacht. Normalerweise sagen defensive Verlagsmanager immer, diese Form der Anmutung erhöhe die Authentizität. Ich mutmaße mal, woran es wirklich liegt. Es gibt nicht genug professionelle Scan-Kapazitäten, die die Redaktion nutzen kann. Nicht so professionell jedenfalls wie bei einer großen Zeitung oder einem Print-Magazin, das ein ähnliches Thema anders aufbereitet hätte. Ich kenne das noch von meiner Zeit bei der Wirtschaftswoche. Weil nicht genügend Grafiker für Online zur Verfügung standen, hatten wir auch lauter laienhafter Excel-Tabellen und armselige tiffs drin. Schade, dass es zwei Jahre nach meiner Online-Zeit bei der Wiwo beim Leitmedium - teilweise zumindest - offenbar ähnlich läuft.

Sonntag, 28. Januar 2007

Muss man so titeln?

- fassungslos -

Warum muss man einen Hitler-Roman so ausschlachten? Wohl klar, dass eine dermaßen überspitzte Headline, die wir hier nicht wiedergeben (möchten) zu starker Leserschaft führt. Aber hier ist der Autor offenbar über's Ziel hinausgeschossen.

Headline und Buchkritik kollidieren. Geschuldet ist das offenbar der Sensationsgeilheit der Online-Leser. Statt "Kultur" hätte man aber besser noch drübergeschrieben: "Voll Porno"...