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Montag, 10. Dezember 2007

Das Internet ermöglicht Aufholjagden

Ich finde es betulich, wenn Leute das Internet als "neues Medium" bezeichnen. Nein, das Internet ist nicht neu, sondern im Medienkanon so etabliert wie Radio, Fernsehen und die Zeitung. In einem Punkt aber ist das Internet tatsächlich weniger verkrustet und erstarrt als andere Medienmärkte, sogar spannend: Es ermöglicht rasante Aufholjagden.

Zu sehen diesen Monat in der IVW-Statistik. Da tut sich nämlich was. Welt Online ist jetzt - gemessen nach Page Impressions - die größte Website einer überregionalen deutschen Qualitätszeitung. Mit anderen Worten: Die Welt (übrigens, nur zur Klarheit und Vermeidung von Interessenkonflikten, auch mein Arbeitgeber, aber im Print) hat erst FAZ und jetzt knapp die Süddeutsche überholt. Laut IVW erreicht die Welt im November mit 106,5 Millionen PIs einen neuen Rekord und hat die Seitenabrufe seit Beginn des Jahres mehr als verdoppelt. Bei den Visits liegt die SZ noch vor der Welt...

Wenn man bedenkt, wie und wo die Welt vor Beginn ihrer Online-Offensive 2006 rumkrauchte - dann muss man sagen: Erstaunlich, welche eindrucksvollen Wachstumsstorys das Web ermöglicht; unabhängig davon, ob man im Einzelfall alle klicksteigernden Kniffe begrüßt. Mal sehen, ob die Site die vielen Klicks auch in Erlöse verwandeln kann.

Dienstag, 30. Oktober 2007

Die Verlage machen sich Mut

Die Zeitungsverleger machen sich Mut und verweisen auf eine brandneue Studie, nach der die meisten Deutschen (78 Prozent) die gedruckte Zeitungen angeblich für unverzichtbar halten. Ferner sind 81 Prozent der Bevölkerung der Meinung, dass die klassischen Printmedien ihre Bedeutung gerade für Hintergrundinformationen und tiefergehende Analysen behalten werden.

Das klingt wie aus einem Neujahrsbrief der Chefredaktion - und ist doch nicht mehr als die übliche Selbstbeschwörungsformel. Denn mal ehrlich - welche Zeitungen bieten tatsächlich Hintergrundinformationen, die über das profunde Angebot von Spiegel Online, sueddeutsche.de oder Welt Online hinausreichen? Am Trägermedium Papier liegt es wohl kaum.

Ich weiß, ich weiß... als nächstes kommt das Argument, dass niemand am Frühstückstisch ein Laptop zum Zeitunglesen aufklappen will und dass Papier so schön raschelt (-;

Fakt ist aber doch, dass möglicherweise zwar Dreiviertel der Deutschen Zeitungen für ein unverzichtbares Kulturgut halten, doch das heißt eben noch lange nicht, dass sie sich auch Zeitungen kaufen. Es mag sein, dass die Zeitung schön raschelt am Frühstückstisch. Wenn aber der Zeitung die wirtschaftliche Basis entzogen wird, sind dann in 15 Jahren die verbleibenden vier oder fünf Millionen deutschen Tageszeitungsleser bereit, um der Haptik willen fünf, sechs oder neun Euro für eine gedruckte Ausgabe zu zahlen?

Da fällt mir ein schönes Wort von Peter Glotz ein: "Zu lange wurde angenommen, die Tageszeitung habe qua ihres kulturellen Mandats auch eine Art Bestands- und Bedeutungsgarantie. Doch es hat wenig Sinn, so zu tun, als könnte man Qualitätszeitungen als Kulturinstitutionen definieren, die den Gesetzen des digitalen Kapitalismus entzogen wären, sozusagen als Stiefgeschwister der Theater."

Donnerstag, 9. August 2007

Wir befragen uns selbst

Vor ein paar Tagen habe ich ja über die Segnungen und Flüche von Multimedia sinniert. Ich habe ein neues, insgesamt eher betrübliches Beispiel entdeckt, dass es den deutschen Zeitungen ganz ernst damit ist, Fernsehen zu machen - oder zumindest Bilder zu produzieren.

sueddeutsche.de interviewt den Wirtschafts-Ressortleiter der Zeitung, Ulrich Schäfer, zum Bahnstreik. Der schlägt sich ordentlich, fühlt sich der Körpersprache und Intonation nach zu urteilen etwas unwohl in der Rolle des Online-Kaspers - und ist eben nicht der Mann, den ich zum Thema hören will.

Nein, ich will als verwöhnter Fernsehzuschauer den Gewerkschaftschef Schell oder den Bahnchef Mehdorn oder wenigstens deren Sprecher und Büchsenspanner hören, aber eben nicht einen wackeren Journalisten, der mehr oder minder gut mit dem Thema befasst ist.

Das ist das Problem von uns Journalisten im Internetzeitalter - die Selbstreferenzialität, wir befragen uns zunehmend selbst und nehmen uns als Kronzeugen unserer eigenen Thesen...

Mittwoch, 1. August 2007

Wo das Web zu sich selbst findet

Es gibt bekanntermaßen Themen, bei denen das Medium Online zu sich selbst findet. Lotto ist so ein Beispiel, das Wetter auch und zum Beispiel Sex. Die Klicks, die durch das Reizwort Sex generiert werden, lässt sich keine - noch so seriöse - Online-Redaktion entgehen. Und wenn sich Sex mit den ebenso klickträchtigen Rankings koppeln lassen, dann wird eine besonders fette Klicksau erzeugt. Kostprobe: Die 237 guten Gründe für Sex. Findet sich aktuell weit oben bei Süddeutsche, Stern, Spiegel, FAZ.

Montag, 11. Juni 2007

Fundsachen: Nackte und Ironie

Eine der überflüssigsten Bildergalerien seit langem bietet die Süddeutsche: Der nackte Block - über Radfahrer, die kleidungslos gegen den Klimawandel protestieren. Abgesehen davon, dass die Galerie in erster Linie Klicks produzieren soll, ist sie recht unoriginell betitelt und viele der Bilder sind von mieser Qualität.

Und nochmal die Süddeutsche, diesmal mit Ironie. Ich finde ja ganz viele der Ratespiele und Wissenstests hohl und öde und sinnlos. Und die Kollegen teasern ihr eigenes Quiz als Abfragerunde nutzlosen Wissens an... das hat was!

Montag, 21. Mai 2007

Manipulation im Mitmachnetz und Oralsex

Spannender Beitrag auf Spon zum Thema: Verzerrung durch Klicks. Hier erfährt man viel über die vermeintliche Zuverlässigkeit der Pageimpressions als Gradmesser für Qualität und Wertschätzung eines Beitrags sowie die vorgebliche Intelligenz maschinengesteuerter Newssites. Und es ist ein Lehrstück über die vorgebliche Weisheit des Schwarmgeistes und die Klugheit der Massen. Fazit des Spiegel-Autors: "Popularität nährt sich selbst"...

PS: Was mir noch ein Anliegen ist, obwohl mehr als eine Woche alt (habe es vor dem Urlaub nicht mehr geschafft zu posten), ist diese Meldung "Oralsex kann zu Kehlkopfkrebs führen". Diese irrelevante und vermutlich pseudo-wissenschaftliche Geschichte konnten wir auf den führenden Websites rauf und runter lesen: hier und da und auch dort - quasi überall und auf den besten Plätzen. Bei gewissen Reizwörtern, in unserem Fall Sex, findet das Online-Medium eben zu sich - selbst die Internetangebote seriöser Muttermedien schreiben den Unsinn erst einmal auf und bringen später das Dementi. Verschweigen von Anfang an wäre besser gewesen...

Dienstag, 24. April 2007

Die 100 besten Biere der Welt als Bilderstrecke auf sueddeutsche.de

...der arme Tropf bei der Süddeutschen, der das zusammendengeln musste ;-)

Danke für den Verweis auf unsere Studie an Stefan Niggemeier in seinem Beitrag. Danke zudem für den Beitrag des Netzjournalisten. Danke schließlich beiden Blogs für den anschaulichen Verweis auf die lustige Galerie der Kollegen von der Süddeutschen. Und wer die ganzen Biere jetzt durchklicken möchte, kann dies hier tun: Prosit!

PS: Spon's Rindvieh Uschi ist auch nicht schlecht ;-)