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Montag, 10. Dezember 2007

Das Internet ermöglicht Aufholjagden

Ich finde es betulich, wenn Leute das Internet als "neues Medium" bezeichnen. Nein, das Internet ist nicht neu, sondern im Medienkanon so etabliert wie Radio, Fernsehen und die Zeitung. In einem Punkt aber ist das Internet tatsächlich weniger verkrustet und erstarrt als andere Medienmärkte, sogar spannend: Es ermöglicht rasante Aufholjagden.

Zu sehen diesen Monat in der IVW-Statistik. Da tut sich nämlich was. Welt Online ist jetzt - gemessen nach Page Impressions - die größte Website einer überregionalen deutschen Qualitätszeitung. Mit anderen Worten: Die Welt (übrigens, nur zur Klarheit und Vermeidung von Interessenkonflikten, auch mein Arbeitgeber, aber im Print) hat erst FAZ und jetzt knapp die Süddeutsche überholt. Laut IVW erreicht die Welt im November mit 106,5 Millionen PIs einen neuen Rekord und hat die Seitenabrufe seit Beginn des Jahres mehr als verdoppelt. Bei den Visits liegt die SZ noch vor der Welt...

Wenn man bedenkt, wie und wo die Welt vor Beginn ihrer Online-Offensive 2006 rumkrauchte - dann muss man sagen: Erstaunlich, welche eindrucksvollen Wachstumsstorys das Web ermöglicht; unabhängig davon, ob man im Einzelfall alle klicksteigernden Kniffe begrüßt. Mal sehen, ob die Site die vielen Klicks auch in Erlöse verwandeln kann.

Samstag, 1. Dezember 2007

Unvermeidliches Lotto

Schade, unlängst dachte ich noch, ein paar Klicksäue aus der Früh- und Mittelzeit des Internet wären mittlerweile ausgestorben. Mitnichten. Sie leben noch und sind putzmunter.

Außer den unvermeidlichen Eskapaden von Britney Spears und Paris Hilton und Kate Moss gibt es noch ein Thema, bei dem fast alle - durchaus auch seriöse - Online-Medien Kopf stehen: Lotto.

Wenn immer der Jackpot eine gewisse Schwelle, sagen wir 20 Millionen Euro, übersprungen hat, überschlagen sich die Websites in ihrer Begeisterung - und betreiben im Dienste des nächsten Klicks einen geradezu liebevollen Aufwand. Der Spiegel erfreut uns mit einem harmlosen kleinen Quiz, das auf der Startseite mit Bildchen angekündigt wird. Die Welt fragt sich, was man mit 38 Millionen Euro machen kann - und hägt eine hübsche Batterie an Links, Umfragen, Foren etc. an. Web.de geht dem "Lotto-Fieber" auf den Grund. Und Tippscheine ausfüllen kann man auch im gut erreichbaren Umfeld des Artikels.

Lotto bringt Quote. Und die Orientierung am Massengeschmack bewirkt eine Uniformität der Websites. Texte drehen sich immer um dieselben Themenkomplexe, die den Lesern in immer neuen Erscheinungsformen präsentiert werden. Diese Einheitlichkeit und Eintönigkeit der Präsentation gehen einher mit einer Gleichförmigkeit der Textauswahl, die sichere Klickerfolge versprechen: Lotto, die 100 reichsten Menschen, die zehn schönsten Frauen, Bewerben – aber richtig, Fettnäpfchen beim Bewerbungsgespräch und Knigge in allen Varianten versprechen stabile Reichweitenerfolge, so dass diese Beiträge in allen Spielarten zu finden sind.

Wie wenig originell diese Form der Lotto-Berichterstattung ist, zeigt ein flüchtiger Blick in die Chronik. Vor Jahresfrist elektrisierte das Thema Lotto offenbar ebenso, zum Teil wurden sogar dieselben Ratespiele angeboten. Durchzulesen in unserer Studie für die Ebert-Stiftung (im Anhang Screenshot 14 bis 17).

Dienstag, 30. Oktober 2007

Die Verlage machen sich Mut

Die Zeitungsverleger machen sich Mut und verweisen auf eine brandneue Studie, nach der die meisten Deutschen (78 Prozent) die gedruckte Zeitungen angeblich für unverzichtbar halten. Ferner sind 81 Prozent der Bevölkerung der Meinung, dass die klassischen Printmedien ihre Bedeutung gerade für Hintergrundinformationen und tiefergehende Analysen behalten werden.

Das klingt wie aus einem Neujahrsbrief der Chefredaktion - und ist doch nicht mehr als die übliche Selbstbeschwörungsformel. Denn mal ehrlich - welche Zeitungen bieten tatsächlich Hintergrundinformationen, die über das profunde Angebot von Spiegel Online, sueddeutsche.de oder Welt Online hinausreichen? Am Trägermedium Papier liegt es wohl kaum.

Ich weiß, ich weiß... als nächstes kommt das Argument, dass niemand am Frühstückstisch ein Laptop zum Zeitunglesen aufklappen will und dass Papier so schön raschelt (-;

Fakt ist aber doch, dass möglicherweise zwar Dreiviertel der Deutschen Zeitungen für ein unverzichtbares Kulturgut halten, doch das heißt eben noch lange nicht, dass sie sich auch Zeitungen kaufen. Es mag sein, dass die Zeitung schön raschelt am Frühstückstisch. Wenn aber der Zeitung die wirtschaftliche Basis entzogen wird, sind dann in 15 Jahren die verbleibenden vier oder fünf Millionen deutschen Tageszeitungsleser bereit, um der Haptik willen fünf, sechs oder neun Euro für eine gedruckte Ausgabe zu zahlen?

Da fällt mir ein schönes Wort von Peter Glotz ein: "Zu lange wurde angenommen, die Tageszeitung habe qua ihres kulturellen Mandats auch eine Art Bestands- und Bedeutungsgarantie. Doch es hat wenig Sinn, so zu tun, als könnte man Qualitätszeitungen als Kulturinstitutionen definieren, die den Gesetzen des digitalen Kapitalismus entzogen wären, sozusagen als Stiefgeschwister der Theater."

Donnerstag, 28. Juni 2007

Was diese Woche durchs Dorf getrieben wird...

"Deutsche für Abschaffung der Winterzeit". Ausgerechnet vom Spiegel, wahlweise Seite 18 oder hier.

Ja Klasse! Dann dürfen wir uns schon auf Nachrichten über Unpünktlichkeit im Büro freuen, weil im Dezember die Sonne erst um 9 Uhr aufgeht.

Nur so zur Info: Sommerzeit bedeutet, die Uhr um eine Woche vorzustellen. Winterzeit gibt es nicht, nur Normalzeit - das ist, wenn die Sonne mittags am höchsten und um Mitternacht am tiefsten steht.

Wir bedanken uns bei den Fachredakteuren von Deutschlands Qualitätsmagazin Nummer Eins für die intelligent beauftragte TNS-Umfrage!

Oh Mann...

PS: Dank an H.A. für den Hinweis
PPS: Welt Online ist heute reichweitentechnisch ganz groß unterwegs: Acht gründe, warum Stars sich ausziehen und 102 Fotos dazu. Enjoy...