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Donnerstag, 22. November 2007

ARD und ZDF glauben an das Internet

ARD und ZDF haben nach Angaben der Gebührenkommission KEF in Online zu viel Geld gesteckt. Die ARD hat demnach in der laufenden Gebührenperiode 0,84 Prozent für ihr Online-Angebot ausgegeben, beim ZDF waren es 0,9 Prozent und beim Deutschlandradio 0,81 Prozent. Pikant daran: ARD, ZDF und Deutschlandradio haben offenbar gegen ihre Selbstverpflichtung verstoßen, nicht mehr als 0,75 Prozent der Gebühreneinnahmen für Online auszugeben. Das berichtet jedenfalls "Die Zeit".

Ich halte den Bericht für glaubwürdig. Wenn man bedenkt, wie selbstbewusst ARD-Cheflobbyist Fritz Raff gerade auftritt und wie sich die Öffentlich-Rechtlichen gerade im Web positionieren, wäre das nur logisch.

Ich bin - im Gegensatz zu manchen Kollegen - der Meinung, dass den Privaten, vor allem den Verlagen, sehr wohl große Gefahr droht, wenn ARD und ZDF im Netz richtig aufdrehen. Fast überall in der westlichen Welt dominieren TV-Sender im Netz das News-Geschäft, warum nicht auch in Deutschland?

Erstens befriedigen ARD, ZDF und vor allem DLF aus Sicht kluger Köpfe das Bedürfnis nach sachlich-nüchternen und seriösen Nachrichten, sie sind einfach weniger anfällig für Paris Hilton, Britney Spears und Knut, weil sie keine Banner verkaufen (und damit Quoten erzielen) müssen. Zweitens haben sie das Bildmaterial, von dem wir Printleute träumen. Und ihre Übermacht wird umso deutlicher, je mehr Bildnachrichten wir Zeitungsleute produzieren, um den Wünschen des Publikums und den Möglichkeiten wachsender Übertragungsgeschwindigkeit nachzukommen. Die Sprecher von ARD und ZDF haben jene angenehmen sonoren Stimmen, die man bei vielen unserer rustikalen, näselnden, dialektalen Podcasts schmerzlich vermisst. Von Erfahrungen mit Nachrichtenpräsentation und Bildschnitt ganz zu schweigen.

Wäre ich ein Verleger, würde ich alles daran setzen und mir jede Hilfe holen, um die Öffentlich-Rechtlichen in ihren Web-Aktivitäten zumindest zu behindern und einzudämmen. Aus Sicht des qualitativ hochwertigen Journalismus tut Wettbewerb gut.

Dienstag, 9. Oktober 2007

"Zeit"-Chefredakteur hält Print für zukunftsfähig

Interessante Einlassung von Zeit-Chefredakteur di Lorenzo - er sieht eine Zukunft für Print und verweist auf den Erfolg seiner "Zeit", die bei guter Rendite 22 Quartale in Folge die Auflage gesteigert habe.

Noch spannender ist, was er im "Focus" über seine Branchenkollegen sagt. Ihn schmerze, "dass es in Deutschland Verleger und Verlagsmanager gibt, die den Eindruck erwecken, als sei Print nur noch eine Art Übergangsmedium". Das sei schon in der Sache falsch, aber auch ein "merkwürdiges Marketing". "Noch haben wir die Situation, dass wir Online finanzieren. Da sollten wir die Blätter nicht schlechtreden."

Er lädt weiter durch und zweifelt, ob Online tatsächlich ein primär journalistisches Medium werden könne. Und belebt die längst überwunden geglaubte Diskussion von der Kannibalisierung Print-Online wieder, die vor Jahren Springer-Chef Döpfner und der frühere T-Online-Vorstand Holtrop schon einmal angezettelt hatten. (Ohne Erfolg). Lorenzo warnt vor einer Strategie, "unsere kostbaren und kostspieligen Inhalte" kostenlos im Internet zu verbreiten.

Seine Analyse stimmt in vielen Punkten. Zu Recht sät er Zweifel daran, dass das Online-Medium primär an journalistischen Qualitätskriterien ausgerichtet ist. Es ist per se markt- und massenpublikumsorientiert, und damit nicht zwangsläufig journalistischer Qualität im konservativen oder dogmatischen Sinne zugewandt. Auch trifft seine Feststellung zu, dass viele Chefredakteure und kaufmännische Leiter in führenden Verlagen Print für ein fast totgerittenes Pferd halten und aus dieser Einschätzung auch keinen Hehl machen.

Andererseits argumentiert di Lorenzo aus der komfortablen Position des Wochenzeitungsjournalisten. Am Bestand professionell gemachter Wochenzeitungen und Magazine, die sich entweder an eine Avantgarde (Zeit, Geo, Mare) oder an Couch-Potatoes (Goldenes Blatt) wenden, hat doch nie jemand gezweifelt! Für diese Publikationen und ihre Zielgruppen bietet das Web keine oder nur unzureichende Alternativen.

Tageszeitungen dagegen spenden di Lorenzos Äußerungen keinen Trost. Für sie ist es drei vor zwölf; ihnen ist das Alleinstellungsmerkmal gegenüber gut gemachten Online-Newsportalen abhanden gekommen.

Donnerstag, 10. Mai 2007

Quiz bringt Klicks

Ich schätze die "Zeit", vor allem seit di Lorenzo sie modernisiert und den Staub rausgeschüttelt hat. Leider bedient sich das ansonsten aufgeräumte Internetportal derselben Taschenspielertricks, die alle anwenden, um ihre Klicks zu steigern. Heute auf der Homepage prominent platziert - ein Memory (-;

Bin gar nicht humorfrei. Und das eine oder andere Game gehört sicher zum Themenmix. Mich umtreibt nur, dass redaktionsferne Spiele/Bildergalerien/Wissenstests/Tools/Tarifrechner in den Internetredaktionen inflationär verwendet und stillschweigend vergötzt werden - nach dem Motto "Verschont die Leute mit Texten, Spiele bringen die Klicks..."

Kühne Behauptung? Überhaupt nicht. Haben wir über Monate untersucht...

"Noch erfolgreicher sind Gewinnspiele oder Rätsel. Virtuelle Adventskalender beispielsweise, die Dutzende Klicks erfordern, bis der Nutzer das richtige Törchen trifft, erweisen sich als Klickmaschinen und haben vielen Angeboten schon die Reichweite gerettet. Zur Klickkosmetik trägt daher im Alltag der Redaktionen der ausufernde Einsatz von Rätseln wie beispielsweise Sudoku bei. Solche Tests sind offenbar so erfolgreich, dass "Spiegel Online" im Herbst 2006 die "Rätselwochen" ausgerufen hat." (S. 65)

Ich weiß, ich ereifere mich immer wieder darüber und sage erstmal nix mehr dazu. Ceterum censeo Carthaginem esse delendam (-;