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Mittwoch, 5. Dezember 2007

Wir fordern eine Entschuldigung von Mathias Müller von Blumencron

Zum Ende eines Jahres werden die Menschen harmoniebedürftig. Alle? Nein nicht alle. Spiegel Online-Chef Mathias Müller von Blumencron erhebt in der Zeitschrift „Journalist“ 12/2007 auf Seite 59 in der Geschichte „Der neue Hype“ von Thomas Mrazek schwere Vorwürfe gegen die Autoren Steffen Range und Roland Schweins. Er ärgert sich noch immer über die im April veröffentlichte Studie „Klicks, Quoten, Reizwörter: Nachrichten-Sites im Internet“. Der Ärger muss groß sein.

„Ich betrachte dieses Gutachten als eine Polemik“, sagt von Blumencron.

Damit können wir gut leben. Ziel des Gutachtens war es, auf Missstände hinzuweisen. Polemik bedeutet Streitkunst, im Altgriechischen ist Polemik ein literarischer oder wissenschaftlicher Streit. Und wissenschaftlich fundiert ist die Studie über Online-Journalismus nun einmal - vielleicht ist es das, was die Sache für Herrn von Blumencron so ärgerlich macht. Was dann folgt, können wir allerdings so nicht akzeptieren:

„Die Autoren haben schlecht recherchiert“, sagt von Blumencron. Beispiele für diesen Vorwurf führt er allerdings nicht an. Kein einziges.

„Zudem stütze sich die Untersuchung auf veraltete Quellen aus den Jahren 2001 und 2003“, wird er zitiert.

Lieber Herr Müller von Blumencron: Wenn Sie so etwas behaupten, dann sollte diese Anschuldigung auch richtig sein und stimmen. Ist sie aber nicht – Ihre Behauptung ist falsch. Wir helfen Ihnen gern und haben einmal unsere Quellen nachgezählt. Drei Quellen stammen aus dem Jahr 2001, neun Quellen referenzieren auf Artikel aus dem Jahr 2003. Vierzig Quellen aber stammen aus dem Jahr 2006. Dazu kommen weitere 20 Screenshots als Primärquellen - alle aus dem Jahr 2006. Sechs Screens davon mit Beispielen von Spiegel Online. Aber von Ihrer Falschaussage einmal abgesehen ist es nicht verwerflich, wenn man in einer wissenschaftlichen Studie auch Standardwerke zugrunde legt, wie etwa die Ausführungen von Glotz, Meyer-Lucht oder Quandt.

Also bitte: Erst lesen, dann Behauptungen in renommierten Magazinen aufstellen.

Schließlich sagt von Blumencron: „Es ist eine Unterstellung, dass uns nicht an Qualität, sondern an Klicks liegt“. Lieber Herr von Blumencron: Wenn Sie diese Zeilen lesen, stehen Sie wahrscheinlich in Ihrem Office an Ihrem Stehpult. Und wenn Sie Ihren Blick einmal nach links an Ihre Wand richten, dann hängen dort nicht etwa die Geschichten Ihrer Redakteure, die Sie für exzellent befunden haben, sondern Charts mit Vergleichskurven mit Pageimpressions und Visits von Spiegel Online und den relevanten Wettbewerbern.

Wir freuen uns auf Ihre Entschuldigung – auch unsere Türen stehen immer offen.

PS: Dem geneigten Spiegel-Leser empfehlen wir heute Aufmacher Nummer fünf, der sich mit dem Thema auseinandersetzt: Porno-Talk bei Maischberger - Sex, die anstrengendste Sache der Welt

Dieser Artikel hat es gewiss aufgrund seiner Relevanz so hoch auf Ihre Website geschafft und bestimmt nicht deswegen, weil er vielleicht ganz gut geklickt wird ;-)



Spiegel Online vom 5.12.2007: Die wichtigsten Themen des Tages sind eher seicht