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Dienstag, 12. Oktober 2010

Tupperpartys oder das vermeintliche Verschwinden werberefinanzierter Medien

Als ich mir heute die neue Folge des Elektrischen Reporters angeschaut habe, kam mir als erstes eine Assoziation mit dem berühmten Film Epic, bei dem es darum geht, Zukunftsvisionen und vor allem die Zukunft von Google, Microsoft und den Medien abzubilden, was den Epic-Machern Robin Sloan und Matt Thompson seinerzeit eindrucksvoll gelungen ist. Ich möchte daher zunächst beide Filmbeiträge noch einmal zeigen, bevor ich einige Thesen zur Medienzukunft platziere und versuche, einige Hype-Themen zu entlarven.

Die im Auftrag des ZDF produzierte Vision "Uebermorgen.TV"


Und Google Epic 2015


Beide Filme zeigen die Übermacht einiger weniger Großer, die das Web beherrschen. Nischenmärkte und Angebote, die in dem viel zitierten Buch "The long Tail" beschrieben und als aussichtsreich charakterisiert werden, finden wenig bis keine Berücksichtigung. Das ist ein Problem, das meiner Meinung nach derzeit vorherrscht: Alle stürzen sich auf Google und Facebook - und machen diese für die Krise der klassischen Medienanbieter verantwortlich. Dabei sind es in Summe zum Beispiel alle Blogger, die den Medien ihr Geschäft streitig machen. Das zu thematisieren, ist allerdings häufig tabu, denn Blogger sind ja nicht nur cool, sondern grundsätzlich gut und vor allem demokratisch. Die Blogosphäre ist unantastbar...

Zweifellos befindet sich die Medienbranche in einer nie da gewesenen strukturellen Krise. Der Zugang zum Rezipienten schwindet, denn die einstige Informationshoheit - ja das Informationsmonopol wird durch das Internet und seine zahlreichen Angebote und Inhalte untergraben. Dennoch sind professionelle Informationsproduzenten im Gegensatz zur Informationscloud im Netz in der Lage, Spannungsbögen zu erzeugen, investigative Storys zu publizieren und damit Zielgruppen anzuziehen und zu bündeln und dann auch zu vermarkten - nur eben nicht mit einer Kostenbasis, die aus den Zeiten stammt, da sie eine Informationshoheit hatten.

Empfehlungsmarketing hingegen, wie beispielsweise bei Facebook, möchte ich einmal als "nichts Neues" betrachten. Schon seit je her gibt es Maßnahmen nach dem Muster "Einen Bekannten werben und dafür eine Prämie erhalten". Tupperpartys sind dafür die besten Beispiele.

Dass nun unter dem Begriff Social Media diese Tupperpartys zuhauf im Netz stattfinden und zahlreiche Unternehmen ein bisschen Werbeetat abzwacken, um hier bei Facebook eine Site oder eine Gruppe zu unterhalten, heißt noch längst nicht, dass die klassische Werbung "tot" ist - weder online noch offline. Ein meiner Meinung nach vernachlässigter Aspekt ist der, dass die steigende Zahl von Social Media-Aktivitäten das einzelne Engagement erschwert und in der Wirkung schwächt, so dass schließlich doch wieder Massenkanäle gebraucht werden, um Botschaften flächendeckend im Marketing zu streuen.

Längst wissen Unternehmen Social Media-Aktivitäten zu bewerten und einzuschätzen und sind über die Phase "Wir müssen mal was in Facebook machen" hinaus und lassen diesen Kanal von ihrer PR-Agentur vernünftig betreuen. Aber die Relationen, in denen klassischen Werbung und Online-Marketing zueinander stehen, scheinen vielen Social Media-Menschen nicht besonders klar zu sein.

Wer einmal mit Verantwortlichen in weltumspannenden Konzernen spricht, weiß, dass diese vor folgendem Problem stehen: Ständig kommt irgendein neuer "Kleinstkanal" auf - sei es nun eine weitere Community, eine Anwendung wie Foursquare oder das iPad. Aber in Summe werden hier bei ordentlicher Werbewirksamkeitsanalyse mit dem Befüllen eines solchen Kanals weniger Rezipienten erreicht als mit einem einzigen ausgestrahlten TV-Spot, von dem ebensolche Konzerne am Tag hunderte laufen lassen und auch in ihrer Wirkung controllen. Es ist für Unternehmen nahezu unmöglich, jedem neuen Trend ein Kommunikationskonzept entgegenzusetzen. Und dies hat auch gar keine Notwendigkeit.

Zwar folgt jetzt nach dem Social Media-Hype schon die typische Welle der Stimmen, die Social Media als überbewertet darstellen, und zwar so massiv, dass dies dem vermeintlich neuen Kanal Internet auch überhaupt nicht gerecht wird (wir erinnern uns, das war nach dem Hype um die New Economy ebenso, als es hieß: "Das Internet ist tot..."). Interessant vor allem, von wem hier die Stimmen kommen - im Wesentlichen von denen, die klassische Werbung verkaufen.

Meiner Meinung nach ist Social Media also etwas, was in das klassische Marketing und in die Kommunikation integriert werden kann und vielfach sollte - als eines unter zahlreichen Mitteln im Kommunikationsmix. Nicht mehr und auch nicht weniger. Im Übrigen wird das Social Media Marketing häufig bei den PR-Unternehmen und nicht in den Mediaagenturen aufgehangen. Zurecht, wie ich finde, da es hier um Kommunikation, nicht um den Schwerpunkt "Werbung" geht. Aber auch dies verdeutlicht die Größe der Budgets, denn PR-Agenturen verfügen in der Regel über weitaus geringere Budgets als Mediaagenturen. Zu prognostizieren, dass deshalb die Werbung verschwindet, halte ich für großen Quatsch (PS: Wie verdient eigentlich Google sein Geld??)

Also: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird - und am Ende entscheidet der Erfolg über die unternehmerische Zukunft von Medien. Übrigens sind seinerzeit auch die großen Konzerne nicht verschwunden, die als "Old Economy" verhöhnt wurden und einen geringeren Börsenwert hatten als einige Internet-Companys. Heutzutage haben gerade diese Unternehmen die besten Webportale und Online-Strategien, wobei es der ein oder anderen Internet-Company an Strategie und Erfolg fehlt.

Ebenso wird es mit dem theoretischen Streit Werbung versus Empfehlungsmarketing passieren. Beides wird einen Platz finden - und zwar in angemessener und den Erfolg rechtfertigender Form und mit entsprechenden Budgethöhen im Marketing hinterlegt.

Happy Tupperparty - wir sehen uns auf Facebook!

Dienstag, 9. Februar 2010

Google will angeblich Konkurrenz-Angebot zu Twitter und dem Facebook-Statusupdate launchen

Als Youtube seinerzeit Google Video im Regen stehen ließ, blieb den Google-Gründern nur eine Möglichkeit: Sie kauften kurzerhand das Videoportal. Ähnliches erwarten wir schon lang im Bereich der Communitys. Hier agiert Google bislang mit dem eigenen Angebot Orkut tendenziell glücklos. Im Bereich der Mircroblogs hat sich Twitter durchgesetzt und wird ebenso wie die Statusupdates bei Facebook mit der Live-Search ja auch seit kurzem von Google durchsucht, um die Tweets in der Suchmaschine zeitnah zeigen zu können. Nun soll Google aber angeblich an einer eigenen Anwendung arbeiten, berichtet zumindest der Branchendienst Kress und bezieht sich damit auf eine Meldung des "Wall Street Journal". Wer einen Google Mail-Account hat, soll demnach auch Statusmeldungen an seine Kontakte verschicken und deren Nachrichten beobachten können. Eine harte Quelle für die Geschichte gibt es nicht, "informierte Personen berichten davon", heißt es, was so viel bedeutet, als dass jemand aus dem Hause Google hier ebenfalls gezwitschert haben muss. Google soll den neuen Dienst angeblich diese Woche präsentieren. Wir sind gespannt.

Montag, 20. Oktober 2008

Besser Online: Review

Um das Blog Werkkanon ist es in den vergangenen Wochen und Monaten sehr still geworden. Das hatte mehrere Gründe. Sowohl mein Studien-Co-Autor als auch ich sind beruflich einfach so stark eingespannt, dass die regelmäßige Pflege auf der Strecke geblieben ist. Ich selbst bin nur noch selten journalistisch tätig, weil ich die Fashioncommunity styleranking aufbaue. Da gibt's ausschließlich User generated Content - bis auf das redaktionelle Fashionblog. Aktuell gibt's von mir lediglich zwei Beträge in Büchern zu Online-Zukunftsthemen, wie beispielsweise die Zukunft von Online-Bewegtbildformaten. Ein aktueller Beitrag über Online-Video, den ich mit Julius Endert verfasst habe, erschien im März im Focus Jahrbuch 2008. Außerdem kann man einen aktuellen Buchbeitrag im Praxishandbuch Public Relations zum Thema “Kommunikation im virtuellen Raum: Internet-PR” von mir lesen, das Jörg Forthmann von der PR-Unternehmensberatungs- und Vertriebsagentur Faktenkontor herausgegeben hat. Ein weiterer Grund, warum hier nicht so viel im Werkkanon-Blog los war ist der, dass die Diskussion um Qualität im Online-Journalismus ausreichend entfacht erschien. Offenbar ist diese nicht nur entfacht, sondern brodelt auch weiterhin kräftig vor sich hin.

Einer Einladung von Thomas Mrazek folgend, machte ich mich also am vergangenen Wochenende auf zur Tagung "Besser Online" in Hamburg.

Hängen geblieben sind vor allem drei Dinge: Die einführende Podiumsdiskussion mit der Chefredaktionsprominenz der führenden redaktionellen Online-Portale, die Reaktionen auf den Workshop, bei dem ich gemeinsam mit Moderator Falk Hermann und Welt online-Produktentwickler Peter Schink auf dem Podium saß und die Flammende Rede von Stefan Niggemeier, die er unter dem Titel "Schlechter Online" hielt. Sie ist in seinem Medienblog dokumentiert.

Bei der Podiumsdiskussion fiel vor allem eines auf: Die Zusammensetzung der Gäste. Während Bild, Focus, Spon und Tagesschau.de ihre Chefredakteure entsendete, trat für Google der Pressesprecher auf. Nichts gegen den wohl geschätzten und im persönlichen Gespräch höchst zuvorkommenden Stefan Keuchel, aber die Besetzung machte doch irgendwie die Macht- und Kraftverhältnisse in der deutschen Medienlandschaft sehr deutlich.

Bei meinem Auftritt ging es um das Thema "Besser Zählen - Klicks, PIs, Visits – was wirklich zählt". Auffällig: Während einige nach der Zukunft von Zählverfahren fragte, wünschten sich andere Workshopteilnehmer eine Zusammenfassung, welche Zählinstitutionen (AGOF, IVW) und Zähltools (eTracker, Google Analytics, Overture) es überhaupt gibt. Wir kommen diesem Wunsch in den nächsten Tagen im Blog zur Tagung nach. Mit reichlich Verwunderung fassten viele Zuhörer und auch ich es auf, dass ausgerechnet die TAZ die Meinung vertritt, dass der Leser es doch wohl viel besser wisse, was auf der Website wie gewichtet werden solle als der Journalist und Chefredakteur Matthias Urbach stolz von seinem Blackberry vor dem Publikum seine Klickstatistik vorlas. Na dann: Sind Redaktionskonferenzen ja wohl künftig überflüssig, denn der Leser stimmt mit dem Mauszeiger ab, was relevant ist und auf einen Aufmacherplatz gehört.

Sehr gefreut hatte ich mich auf den Vortrag von Stefan Niggemeier, mit dem ich im Anschluss an seine Ausführungen noch kurz sprechen konnte. Er stellte diesen unter die These "Die Verlage und Sender probieren im Internet gerade aus, ob es nicht auch mit weniger Journalismus geht." Hinter den Thesen stehe ich, denn sie finden sich 1:1 in der Publikation "Klicks, Quoten, Reizwörter" wieder. Das ist dann aber auch schon eine von zwei Kehrseiten: Wirklich neu war das nicht. Man mag es Herrn Niggemeier nicht anlasten, aber es schien ein bisschen, als ob in den vergangenen zwei Jahren journalistisch wenig Fortschritt und noch weniger Evolution stattgefunden hat. Was mich ein bisschen störte, war die Konzentration auf RP online, denn das "Bashing" könnte man auf eine Vielzahl redaktioneller Websites anwenden und es ist sicherlich nur in Teilen den Redakteuren, sondern vielmehr mangelhaftem Ressourceneinsatz geschuldet. Ansonsten mag der Niggemeiersche Vortrag als Lesegold für jeden Online-Journalisten gelten.

Wer Niggemeierst "Regeln für Online-Journalismus" einmal gegenüberstellt mit den Thesen aus unserer Studie Stand Januar 2007, der mag in gewisser Weise resignieren. Wir halten fest:

Stefan Nieggemeier schreibt:

1. Online-Journalisten müssen nicht schreiben können.
2. Redigieren und Korrigieren sind optional.
3. Jedes Medium wird im Internet zum Boulevard-Medium.
4. Relevanz ist kein Kriterium.
5. Berichtet wird, was mühelos zu recherchieren ist.
6. Redaktion und Werbung müssen nicht so genau getrennt werden.
7. Warum ein gutes Foto zeigen, wenn es auch 100 schlechte tun?
8. Klicks gehen immer vor Qualität.

Redaktionsschluss unserer Studie, die sich übrigens noch immer großer Beliebtheit erfreute, war im Dezember 2007. Ich hatte leider nur 25 Exemplare mit, die aber im Anschluss an die Veranstaltung allesamt vergriffen waren - kostenlose Exemplare können Sie bei der Friedrich-Ebert-Stiftung anfordern: www.fes.de - die Thesen der Studie im Überblick:

1. Journalismusferne Portale beeinflussen die Internet-Nutzer stärker als die News-Sites der Verlage und traditionellen Medienhäuser.
2. Von Laien betriebene Vor- und Scheinformen von Journalismus in Gestalt sozialer Netzwerke und Weblogs erweisen sich als Bedrohung für den redaktionell betriebenen Journalismus.
3. Alle Nachrichten-Sites erheben den Klick, die Page-Impression, zur entscheidenden Kenngröße.
4. Nachrichten werden im Web nicht nach Wichtigkeit und Relevanz ausgewählt, sondern nach Einschaltquote.
5. Daraus resultiert eine Themenselektion und Gestaltung im vorauseilenden Gehorsam, ausgerichtet an den Bedürfnissen von Suchmaschinen und am Massengeschmack – eine antizipierende, opportunistische und liebedienerische Auswahl, die sich auf technisch begleitetes Ausspionieren der Leser stützt.
6. Die Orientierung an Quote und Massengeschmack bewirkt eine Holzschnittartigkeit und Uniformität der Websites, eine Verarmung der journalistischen Stilformen, eine Manipulation der Leser und Inhalte, eine Überrepräsentation seichter und unterhaltender Themen.
7. Keine verlegerisch motivierte Nachrichten-Site kann sich dem Druck der Reichweitensteigerung entziehen. Zeitungen und Magazine mit fokussierter Ausrichtung (Wirtschaft, Politik oder Sport) dehnen ihr Angebot weit über ihre eigentlichen Kernkompetenzen aus.
8. Nicht durch redaktionelle Beiträge, sondern durch Tools, Show, Rätsel und Fotostrecken wird das Gros der Reichweite erzeugt.
9. In der Praxis entwickeln sich Online-Journalisten zu Content-Aggregatoren. Ihre Arbeit beschränkt sich im Wesentlichen auf Zweitverwertung sowie die Bearbeitung und Anpassung angelieferter Texte.
10. Die Abhängigkeit von Agenturen steigt.
11. Bedingt durch neue Werbeformate verschwimmen die Grenzen zwischen redaktioneller Berichterstattung und Werbung. Anzeigenkunden und Werbeagenturen gewinnen stärkeren
Einfluss auf redaktionelle Websites.
12. Lobbyisten eröffnen sich durch die Arbeitsweise der Online-Redaktionen neue Möglichkeiten zur Instrumentalisierung.

Es ist doch erstaunlich, wie deckungsgleich der Befund heute mit dem von vor rund zwei Jahren erscheint. Schön reflektiert werden die Probleme im Übrigen auch von Ralf Schwartz in seiner mediaclinique.

Was bleibt? Einige spannende Kontakte. Am besten gefallen hat mir der Auftritt von Jochen Wegner, einem auch im persönlichen Gespräch sehr angenehmen Menschen. Ohne das Treffen mit Julia Schmid wüsste ich heute nicht, was Websehen macht. Gefreut habe ich mich über den Kontakt zu Franziska Bluhm, auch wenn sie offenbar von dem "Besser-Zählen"-Workshop wenig begeistert war. Gerne möchte ich die Diskussion über Communitys mit Tim Lilling von der GEO Reisecommunity vertiefen. Im Brauhaus Albrecht gab es dann noch spannende Diskussionen mit Anton Simons über regionale Online-Angebote und dem Videopunk Markus Hündgen von DerWesten, der ordentlich Werbung für die Flip machte.

Spannend fand ich auch das Wiedersehen mit dem ehemaligen n-tv-Kollegen Thomas Leidel, ich wünsche den n-tv.de-Kollegen bei der Herangehensweise an ihre journalistische Sache weiterhin viel Erfolg und behalte des Satz im Hinterkopf: "Wir schreiben nicht suchmaschinenoptimiert und haben trotzdem eine Mörderreichweite." Ein schöneres Schlusswort kann es nicht geben - weiter so!

Donnerstag, 24. Mai 2007

Post vom Medienwissenschaftler zum Markt

Robin Meyer-Lucht hat sich heute in einer ausgeschlafenen Analyse zum Thema "Virtualienmarkt: Überlebt der Journalismus den Markt?" auf perlentaucher.de zu Wort gemeldet. Der renommierte Medienwissenschaftler diskutiert unter der Bezeichnung "Zitronen-Journalismus" die Markt- und Zukunftsfähigkeit der hochkarätigen Journaille. Höchst lesenswert und stringent hergeleitet kommt Meyer-Lucht zu folgenden Schlüssen:

"Wenn sich Journalismus allein an Konsumpräferenzen und Verwertungslogiken orientiere, könne er seiner demokratisch-aufklärerischen Aufgabe nicht mehr gerecht werden."

"Qualitätsmedien würden eine gewisse Distanz zum Markt benötigen (...), andernfalls populistischen Tendenzen anheim fallen und an Kritikfähigkeit einbüßen."

Das Internet erweise sich als "furioser Agent einer Liberalisierung innerhalb der Journalismus-Industrie. Wo einst gemütliche Oliopole blühten (und in den Köpfen noch blühen, d.V. ...) herrscht zunehmend die Kreativität der Marktkonformität."

Phänomene, die sich diejenigen Online- und Printpublikationen zunutze machen könnten, die diese Entwicklung als erste antizipieren - und zwar mit einer Gegenoffensive. So stellte Judith Roth bereits im Jahr 2005 in "Die Google-Gesellschaft" fest:

"In Zeiten der Informationsüberproduktion (...) muss (der) Mehrwert sehr genau bestimmt, Tag für Tag umgesetzt und nicht zuletzt auch beworben werden. (...) Das Paradoxe dabei: Je mehr sich der Markt der Informations- und Unterhaltungsangebote ausdifferenziert, umso energischer muss jeder einzelne Anbieter Techniken zur Aufmerksamkeitsgewinnung einsetzen und erarbeiten. Dabei wird die Reizüberflutung jedes Mal ein wenig mehr verstärkt. Für Tageszeitungesverlage liegt darin eine Chance: Als Alltagsmedium kann diee Tageszeitung in den kommenden Jahren ihr Profil noch stärker dahingehend ausrichten, dass sie den Lesern eine Welt erklärt, die immer komplexer zu werden scheint." Das gilt nach Auffassung von Werkkanon in noch stärkerem Maße für die jeweiligen Online-Ableger.

Bloß: Wer agiert so?

Gehetzt nehmen Tageszeitungen den Kampf um die Aufmerksamkeit des abgelenkten Lesers auf, versuchen ihn mit Scoops zu überhäufen und ihm auch die kleinste Abweichung des Einheitsbreis als Exklusivstory zu vertickern. Was dabei kontinuierlich schrumpft: Scoops by thinking.

Focus Online-Chefredakteur Jochen Wegner spricht in derselben Publikation von einer "Googleisierung der Medien" kritisiert seine Redakteurskollegen, die seiner Einschätzung nach "ihre Themen bereits verzerrt wahr(nehmen), nur, weil Google besonders wenig dazu findet oder besonders viel." Und mutmaßt: "Vielleicht werden bestimmte Experten nur deswegen so oft zitiert, weil sie mit Google besonders einfach zu finden sind."

Kommunikationswissenschaftler Prof. Christoph Neuberger spricht in diesem Zuge von einem "Ende des 'Gagekeeper-Zeitalters'" und beschreibt professionelle Online-Angebote als "teuer, weil eine Redaktion unterhalten werden muss, die kontinuierlich Nachrichten sammelt, auswählt, präsentiert und kommentiert." Wegen der immensen Kosten sei das technische Potenzial des Internets - Multimedialität, Interaktivität (...) noch kaum ausgeschöpft. Und im Resultat die Hoffnung auf einen völling neuen Journalismus bislang enttäuscht worden.

Die Entwicklung hat sich sogar ins Gegenteil verkehrt. Mangels notwendiger Investitionen, die in Online-Redaktionen fließen und einem parallel stark steigenden Online-Werbemarkt klafft eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit, der die Werkkanon-Autoren einen üblen Nachgeschmack prognostizieren.

Haben Tageszeitungen zunächst das Feld der Rubrikenmärkte in Print verloren und in Online verpasst aufzubauen - teils aus Angst vor Kanibalisierung - so stehen nun mobile.de, ebay und andere No-Names an der Spitze der Entwicklung.

Dass eines Tages die Informationshoheit in die Diskussion gerät, hätten sich viele Publisher jedoch nicht träumen lassen. Noch belächeln Altgesottene und Besitzstandswahrer neue Formen im Netz als unjournalistisch und fühlen sich sehr sicher in ihren etablierten Positionen. Ignorieren gar, dass ihnen Leserschaft und Einfluss schwinden und sie im Netz schon viel mehr Rezipienten erreichen können. Spätestens wenn ihnen aufgrund solch arroganten Verhaltens die wirtschaftliche Existenz entzogen wird, dürfte jedoch ein Umdenken einsetzen.

Daher werden die im Job überleben, die den Leser in den Fokus rücken und nicht ihr Ego. Die, die wandlungsfähig in Bezug auf das Entstehen neuer Mediengattungen und -kanäle sind. Und die, die bei wandlungsfähigen Herausgebern und Verlegern angestellt sind.

Wie Robin Meyer-Lucht schreibt, in dem er Jürgen Habermas zitiert: "Der Markt funktionier(t) als Bühne der politischen Öffentlichkeit nur so lange, wie die ökonomischen Gesetzmäßigkeiten nicht in die Poren der kulturellen und politischen Inhalte eindringen."

Eine spannende Frage wird sein, ob dies Wirtschaftsjournalisten, die tagein, tagaus über Strukturwandel von Kohle zu Dienstleistung berichten, diese (Medien-)Revolution als Protagonisten treiben oder aus Sturheit auf der Strecke bleiben. Dabei darf nicht vergessen werden: Das Netz ist ein etabliertes Informationsmedium. Es ist nicht neu. Doch agieren einige so, als sei es ein vorübergehendes Phänomen.

Dienstag, 1. Mai 2007

(Fach-)Verlagsmanager fürchten Google & Co.

Ganz interessante Aspekte beleutet eine Story über "Fachverlage im Fusionsfieber" der Zeitschrift "Werben & Verkaufen". In den hinteren Absätzen setzt sich das Blatt mit der Entwicklung digitaler Produkte auseinander. Es heißt dort, dass familiengeführte Fachverlage oft notwendige Investitionen scheuen, "um den gelegentlich steinigen Weg ins Online-Zeitalter zu gehen." Sie sind sich unsicher, ob sie mit digitalen Angeboten Geld verdienen. Aber nicht nur das: Sie fürchten auch neue, starke Konkurrenten. 63 Prozent der im Rahmen einer von W&V durchgeführten Umfage befragten Verlage davon aus, dass Suchmaschinen wie Google oder Yahoo mit speziellen Angeboten den etablierten Anbietern von Fachinformationen künftig das Leben schwer machen. Die Fachverlage sehen in Google & Co. eine große Bedrohung, schreibt W&V.

Das überrascht doch eigentlich. Denn ausgerechnet dort, wo Information nicht "Commodity" sind und sich durchaus bezahlpflichtige Angebote durchsetzen ließen, wird der Kampf gegen die Suchmaschinen erst gar nicht aufgenommen?

Offenbar verkaufen Eigentümer ihren Verlag lieber als sich dem neuen Medium zu stellen. Schade das.

BDZV-Präsident Helmut Heinen ist da optimistischer. Mit Blick auf die Lage der Zeitungen, deren Auflage im ersten Quartal 2007 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 600.000 Exemplare zurückging, sagte er: "Natürlich machen uns sinkende Auflagen zu schaffen. Doch was wir an gedruckter Reichweite verlieren, wollen und können wir elektronisch und digital hinzugewinnen", berichtet der Online-Mediendienst Newsroom.

Er sieht demnach als Herausforderung für die Zetungen, dass sie die Leser "dort abzuholen, wo sie sind - online oder mobil, mit Podcasts, Vodcasts oder Internet-TV" (...) und wenn gerade auch bei den jüngeren Leser dies eher im Internet der Fall sei", dann eben im dort.

Montag, 12. Februar 2007

Warum Holtzbrinck auf Social Networking setzt

Die Website "Osthessen-News.de" berichtet über die neuesten Deals der Verlagsgruppe Holtzbrinck, die so gar nichts mit klassischer Redaktion zu tun haben.
Demnach haben den "zweiten Internetboom" vor allem klassische Medienhäuser zu spüren bekommen. Rubrikenanzeigen futsch und bei mobile.de und Co - Imagekampagnen wandern ins Web. Um die daraus resultierenden sinkenden Marktanteile und Werbeinnahmen in den klassischen Medien aufzufangen, investieren Medienkonzerne derzeit Milliarden in Web-2.0-Portale wie Myspace. Zahlreiche Portale fallen aber nicht den klassischen, verlegerisch orientierten Unternehmen zu, sondern den neuen Giganten, die die Medienkompetenz streitig machen - so zum Beispiel Google bei Youtube.

Holtzbrinck sammelt derzeit - wie andere klassischen Medienkonzerne auch - eine Vielzahl von
Internetportalen ein, darunter erento, helpster.de oder das exorbitant in der Mitgliederzahl anwachsende StudiVZ.

Die "alten" Medienhäuser dürfen es sich nach einer Einschätzung von Deutsche-Bank-Analyst Stefan Heng nicht erlauben, diesen Trend zu verschlafen. Warum das so ist, bleibt laut dieser Analysteneinschätzung aber irgendwie offen. Natürlich kann man stets diversifizieren. Aber tragen die sozialen Online-Netzwerke zum Unternehmenszweck bei? Diese Frage scheint noch nicht beantwortet. Hier bekommt man Kundenprofile. Leider jedoch keine Redaktionsprofile.

Montag, 20. November 2006

Weblogs ein Karrierekiller?

Die WirtschaftsWoche beschreibt in ihrer aktuellen Titelgeschichte, was passiert, wenn Personaler sich im Internet über potenzielle Mitarbeiter informieren. Soweit nichts Neues. Bei unserem neuen Weblog stellt sich dann doch die Frage, ob dies auch unserer Karriere einen Abbruch tut?? Wir glauben das nicht, stellen dies aber hier zur Diskussion.

28 Prozent der Personalexperten nutzen bereits heute das Internet, um an Informationen zur fachlichen und persönlichen Eignung oder zu Referenzen und Freizeitaktivitäten von Kandidaten zu gelangen. Das ist doch eigentlich ziemlich wenig oder?

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