Wahlen - wie jetzt die Präsidentschaftswahl in Frankreich - zeigen immer besonders dramatisch, welchen Bedeutungsverlust die Tageszeitung erlebt. Und wie überholt die Zeitung aus Papier als Trägermedium ist. Vor allem, wenn sie früh angedruckt wird und erst am Dienstag ausführlich über ein Ereignis berichtet, das online schon am Sonntag abend abgefeiert wurde.
Das übliche Fluchtargument in den Print-Redaktionen ist, dass die Zeitung dafür eine besondere Tiefe biete, Aspekte aus interessanten Perspektiven beleuchte und komplexe Themen wie Wahlen grafisch besonders ansprechend aufbereite.
Erstens stimmt das für die meisten Zeitungen angesichts knappen Personals und Zeitmangels in den überlasteten Redaktionen schon lange nicht mehr. Zweitens aber - wenn man ganz ehrlich ist - ist einer umfassenden Berichterstattung wie der in Spiegel Online - mit Flash-Karte, Porträt des Wahlgewinners, Bildergalerie - nichts mehr hinzuzufügen. Schlechte Aussichten für herkömmliche Zeitungen mit einem verbeamteten Redaktionsschluss - oder Munition für hochaktuelle Blätter wie Welt Kompakt, die erst um Mitternacht zumachen.
Wollen wir wetten, dass die meisten Zeitungen uns morgen eine altbackene Wahlberichterstattung präsentieren, so als gäbe es die Konkurrenz aus dem Web nicht?
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