Wohin steuert das Web? Qualitätsjournalismus oder verbrämte PR und seichtes Tralala? Dass wir uns gerade an einer Weggabelung befinden, ist hinlänglich bekannt und - auch an dieser Stelle - herausgearbeitet. Welche beiden Konzepte sich unversöhnlich gegenüberstehen, lässt sich exemplarisch am Beispiel der Malediven aufzeigen.
Da gibt es einen qualitativ hochwertigen Artikel, der auf Spiegel Online zu lesen ist. In diesem Text ist eben nicht nur von schneeweißem Sand die Rede, sondern auch von einem abscheulichen Diktator, der den Archipel mit harter Hand und einem Überwachungsapparat regiert. Erstaunlicherweise und erfreulicherweise steht die kritische Reportage im Reiseressort. Bezeichnenderweise kommt dieser Text übrigens aus einem Printmagazin (Mare).
Und dann gibt es auf web.de die übliche Leier von den tollen Atollen der Inselgruppe im indischen Ozean, deren Hotels Luxus pur bieten. Dieser Text samt Bildergalerie ist eingebettet in ein anzeigenfreundliches Umfeld.
Und genau dieser Umgang mit den Malediven verdeutlicht, dass der Web-Journalismus an einer Scheidemarke angelangt ist. Für Spiegel Online und web.de ist die Sache klar.
Viele andere Redaktionen dagegen irrlichtern gerade und wissen nicht, ob sie sich für den seichten Musikantenstadl-Journalismus entscheiden sollen, der den Lesern Wahrnehmungsenergie erspart, oder der Qualitätsjournalismus, der den Blick über den Tellerrand ermöglicht, aber dem Konsumenten mehr Kraft und Konzentration abverlangt.
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